Paulinchen brennt
Mache
Alltäglicher Wahnsinn, von Impulsen und Instinkten getrieben, spiegelt sich in grobem Rock und abseitigen Texten ungeschönt wider. Der Bandname bezieht sich auf Heinrich Hoffmanns “Struwwelpeter”, auch der hatte einen Hang zur maximalen Eskalation. Beinahe reflexartig scheinen die verwinkelten Noise-Kompositionen aus Paulinchen brennt herauszubrechen.
Bassist und Sänger Daniel Schmitt zetert häufig nur lyrische Happen, wechselnd zwischen Deutsch und Englisch. Inspiriert wird er von Trash-TV, Notrufen, okkulten und historischen Auffälligkeiten oder Comicserien. Das stampfende “Caprona” schlägt sich in der Mitte eine harmonische Lichtung, bringt den aggressiven Flohzirkus kurz zum Stillstand. Unerwartet, aber gründlich trampelt die Band diesen zarten Moment nieder, am wohlsten fühlt sie sich offensichtlich im Extremen.
Dazu passt, dass Jarii van Gohl von Dÿse diese musikalische Wucht gerne unterstützt und für den hakenschlagenden Screamo-Brecher “Pooter” sogar den Gesang beisteuert. Auch “Kasper” aktiviert den Sympathikus, demontiert mit Polyrhythmen jegliche Struktur, an der man sich festhalten könnte, um nicht in seinen Sog zu geraten. Paulinchen brennt erzeugen damit, ab einem gewissen Punkt, intuitiv Aufmerksamkeit. “Mache” vertont überdeutlich, dass nichts so ist, wie es scheint. Genau das macht den Reiz aus.
Das steckt drin: Dÿse, Surrogat, The Fall Of Troy