Denn zum einen entstand das erste neue Pedro-The-Lion-Album seit 15 Jahren nach einer Selbstfindungsreise Bazans in seine Heimatstadt Phoenix. Zum anderen passt das Bild der mythischen Kreatur, die sich allen Ballast von der Seele brennt, perfekt zum frischen, metaphorisch zwischen trübsinnigem Regenwetter und vom Sonnenschein glitzernden Tauwiesen hin und her hüpfenden Sound. Schon “Yellow Bike”, in dem Bazan Erinnerungen aus einer glücklicheren Kindheit neben hypnotisches Single-Note-Picking und Midtempo-Tom-Tom-Spiel stellt, greift beide Bedeutungen des Titels auf wunderschöne Art und Weise auf. Auf der einen Seite stehen Bazans direkte und kaum in Metaphern verkleidete Texte und sein waidwunder, leicht angekratzter Gesang, auf der anderen eine Instrumentalbegleitung, die besonders prachtvolle Exemplare von Emo, Americana und US-Indie auftischt. Das klingt etwa im schleppenden Indierocker “Powerful Taboo” nach einer Reinkarnation der Weakerthans, während in “Model Homes” zwischen den hallverliebt pluckernden Gitarren und dem akzentuierten Schlagzeug 90er-Emo hervorblitzt. “Quietest Friend” würde ohne Gesang sogar als schief-schöner Post-Rock-Walzer zwischen sonniger Melodie und thematischem Schwermut durchgehen. Dass sich bei all dem Genregewusel trotzdem noch eine Kernidee herauskristallisiert, darf man getrost Bazans Können als Songwriter anrechnen – und der Tatsache, dass gut Ding eben manchmal Weile haben muss, dann aber einen umso größeren emotionalen Eindruck hinterlässt.
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