Vermutlich wäre die Bezeichnung Classic Rock eine Beleidigung für das, was Pendragon und ihr Bandkopf Nick Barrett betreiben. Bei allen hörbaren Wurzeln im Entstehungsjahrzehnt des Progrock verschließen sich die Briten nämlich nicht vor musikalischen Strömungen und Sounds der Gegenwart. Prog-beeinflusster Konzeptrock wie der von Porcupine Tree ist da vorneweg zu nennen; der exzellente Mix und epochal neutral gehaltene Synthesizer-Sounds halten Passion ohne Fluchttendenzen im Jetzt. In Bezug auf das Songwriting bewegen sich Pendragon meistens innerhalb der bewährten Paradigmen des Prog, zweite Generation. Im treibenden Empathy ziehen zerfließende Pink-Floyd-Gitarren ihre Kreise, bis ein eiliges Klaviersolo zum symphonischen Finale ruft. Stimmlich liegt Barrett mit seinem angerauten Organ nicht weit weg von Steven Wilson, in seiner Intonation ist er aber noch mehr Rocker als der bebrillte Barde. This Green And Pleasant Land nimmt mit radiotauglichen Melodien nur scheinbar Urlaub von den verschachtelten Strukturen. Im letzten Songdrittel bringen die Instrumentalisten der Band ihre obligatorische Solistenshow unter; da ist man sich auch für ein Arrangement aus Jodeleinlagen nicht zu schade. Progressiv im Sinne vorausschauender Kunstmusik sind Pendragon nicht – sie können es angesichts der Musikgeschichte gar nicht sein. Wir spielen kreative Rockmusik, sagt Nick Barrett. Damit ist er mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen.