Kann sich noch jemand an die Zeit erinnern, als man noch problemlos ein ganzes Album am Stück ertragen hat? An eine Zeit ohne immanenten Skip-Reflex, ohne Playlists und Shuffle-Funktion, ohne wild Stil kreuzende Streaming-Portale? Ich auch nicht. Umso lustiger ist es, wenn man das Experiment wagt, sich das Debüt der texanischen Folk- und Singalong-Punks Perdition komplett zu geben, einmal “Hispaniola” von A bis Z, alle Texte mitlesen inklusive. Das Ganze fühlt sich ein bisschen so an wie Sauna. Erst mal akklimatisieren, anschließend das Innere langsam zum Kochen bringen und dann nix wie raus. Bevor man jedoch hochrot und halb-ohnmächtig seine Holzbank räumt, gibt es ein paar schön beißende Aufgüsse aus den von Perdition bereitgestellten Eimern. Die dort eingravierten Titel wie “Bitch, I Hold Babies All The Time”, “Gatorade Punch” oder “I Dont Get Drunk, I Get Awesome” lassen alle Strapazen vergessen, zumindest so lange, bis sich Andrew Goon, Alex Hickman, Kent Newman und Lance Bennet mit ihren redundanten Chören die Saunatür von außen verriegeln. Fans von Hot Water Music, Nothington oder Elway haben gegen das zwangsverordnete Weichkochen ihrer Eingeweide vielleicht nichts einzuwenden, alle andere dürften sich dagegen so panisch auf die Suche nach dem Notausgang begeben wie Shuffle-Süchtige nach der Skip-Taste. Experiment geglückt, Patient am Leben, wenn auch nur knapp und unter Schmerzen. Vielleicht sollte man Perdition beim nächsten Mal bitten, gleich die Kugel abzufeuern.