Pere Ubu
Datapanik In The Year Zero
Text: Daniel Gerhardt
Alles an dieser Band, die es mittlerweile seit fast 30 Jahren gibt, ist immerzu unangenehm und dreckig gewesen: Sie stammt zum Beispiel aus Cleveland, und ihr Sänger David Thomas sieht aus wie ein Gabelstaplerfahrer, der sicher nicht erst duscht, bevor er nach Schichtende zur Bandprobe geht. Pere Ubu waren aber auch eine der wichtigsten Bands, als es darum ging, die Rockmusik Ende der 70er vor allzu unbedachter Punk-Profanität zu retten. Bei ihnen durfte ein Song auch mal aus dem Tritt geraten, die Stimme nach vorne über kippen und sowieso alles in sich zusammenfallen. “Datapanik In The Year Zero” ist die beste Einführung, die man sich in dieses Chaos wünschen kann: eine erstmals 1996 veröffentlichte und jetzt neu aufgelegte Box, die aus einer EP und den fünf Alben besteht, die Pere Ubu vor ihrer ersten Auflösung 1982 aufgenommen haben.
Einfach wird einem aber auch so nichts gemacht; manche Klangcollage ist nahe an der Selbstsabotage, Thomas tut seiner Stimme Dinge an, die schon beim Zuhören wehtun, und immer wenn man glaubt, sich halbwegs zurechtzufinden, kommt doch irgendwoher wieder ein Instrument, das sich selbst als Daumenschraube versteht. Wer stark bleibt, wird aber auch belohnt von Pere Ubu: Hier kann man miterleben, wie der Rock in Klamotten gezwängt wird, die ihm mindestens zwei Nummern zu klein sein sollten. Hier wurde Sonic Youths Bockigkeit vorweggenommen, und hier haben auch die Talking Heads mitgehört, als es darum ging, Funkmusik so unfunky wie möglich zu machen. Da brennt also das Dach, bei dieser Band. Eine Herausforderung, heute noch.
weitere Platten
Trouble On Big Beat Street
VÖ: 26.05.2023
Lady From Shanghai
VÖ: 11.01.2013
Long Live Pere Ubu
VÖ: 11.09.2009
Why I Hate Women
VÖ: 15.09.2006