Kurz vor Albumende bricht im Brocken “Sick & Tired” all das Persönliche nochmal aus Sängerin Ren Aldridge heraus: Unruhig brodelt der Song, während sie bis zur Erschöpfung durcherzählt, wie einen die Jahre der immer gleichen Kämpfe für Gerechtigkeit zermürben. Danach braucht es das Ausatmen “Bones”, dessen mehr-stimmige Gesangsharmonien auch bei Baroness ihren Platz hätten. Das ist bedeutsam, weil “Baby” vorher nicht so klingt: Der Post-Hardcore der Platte zuckt rhythmisch ungerade, ist aus Unrast geboren und musikalisch von jenen Dissonanzen durchwoben, die die Band angesichts Scheinheiligkeit, Femiziden und eigener Burn-out-Tendenzen fühlt. Als emotionale Brandmauer pflegt Aldridge öfter einen sarkastischen Humor, der sich etwa in karikierenden Tonlagen wie in “Baby, I Had An Abortion” niederschlägt: Dem ernsten Thema stellt sie infantilen Trotz entgegen – und erobert die entmündigende Erzählung vom unreifen Gör clever zurück. Auch der Rest des Albums bemüht sich zwischen politischen Parolen wie “You don’t own us!” und persönlichen wie “I can’t dance differently!”, zwischen La Dispute-Post-Hardcore, Industrial-Punk-Geschepper und Zack de la Rocha-Vocals darum, die eigene Wut dreidimensionaler zu managen. Nicht immer ist das leicht konsumierbar. Recht so.
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