Petula
Don't Forget Me, Petula! Don't Forget Everything, Petula!
Text: Sascha Krüger
Das Laute hat Sebastian Cleemann für Petula aus seinem Wertekanon verbannt. Was bleibt, ist seine Leidenschaft für Arrangements mit Schräglage. Gemeinsam mit Oliver Stangl (Missouri, Clickclickdecker) verschanzte sich Cleemann für die Dont Forget Me-Aufnahmen in einer Berghütte im Erzgebirge, ließ die Weite der Landschaft und die Erhabenheit der Natur auf sich wirken und übersetzte sie in intime, reduzierte, stets überraschende Musik. Natürlich steht das Ergebnis mit beiden Beinen im Indierock, geht aber weit darüber hinaus. Es gibt Arrangements, die mit klassischer Musik flirten, es gibt avantgardistische Klangexkurse, aber auch Songs, die wirken, als hätte ein handelsüblicher Folksänger mit einer holpernden Loop-Station experimentiert. So still und beschaulich viele der Songs, die oft ohne Schlagzeug auskommen und nur von gezupften Tönen leben, auch wirken: Hier geschieht im Hintergrund so viel, dass das zweite Petula-Album zu einem echten Erlebnis wird. Das ausgezeichnete Mastering von Grenzmusiker Nils Frahm trägt seinen Teil dazu bei, aus “Dont Forget Me” ein kleines Meisterwerk der Auslassung zu machen. Hier verbinden sich elektronische Sounds, Gitarren und mitunter sehr viele Stimmen zu fließenden Songs, die gleichzeitig meditativ und wach wirken, mal einfach dahindriften, aber auch genügend Widerhaken eingebaut haben, um nicht in Beliebigkeit abzugleiten. Cleemann findet hier erstmals Größe im Kleinen und lässt sich damit in den Randgebieten des Indierock nieder.