“Pure Vernunft darf niemals siegen” war ein Manifest. “Vernunft” meinte bei Tocotronic die kalte, kapitalistische, technische Rationalität der Moderne, der sie ganz bewusst eine neue, dandyhafte Romantik entgegensetzten. Irrationalität als Waffe. Die Musik blieb dabei Rock, also doch eher aufgeräumt und rational straff. Mit Partner Thies Mynther kann von Lotzow seine Idee nun auch musikalisch umsetzen, und das konsequenter denn je. “Three” ist ein Reigen begeisternd karger Gespensterlieder, ein Minimalfolk ganz ohne Schlagzeug, der statt dessen Wert auf Atmosphäre legt. Das Knistern des Lagerfeuers und Zirpen der Grillen ist hörbar, Lotzows Gesang schält sich aus abgrundtiefen “Blair Witch”-Dunkel wie damals sein Gesicht aus dem Wald auf dem Toco-Cover. Es passt alles ins Konzept: die Tatsache, dass Phantome und Geister Symbole für das Nicht-Fassbare (also auch Nicht-Vereinnahmbare) sind ebenso wie die dekadente Dreistigkeit von Lotzows, die englischen Texte mit maximal deutschem Akzent zu singen. Trotz dieses unterstellten Überbaus hört man der Platte gerne zu, nimmt ihre Stimmung gefangen.
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