Inzwischen ist ordentlich Wind reingekommen in das Arbeitszimmer der vier und hat ein wenig die Unterlagen durcheinander gebracht. “Raise The Dead” hält sich für ein Konzeptalbum, und auch wenn man vermutlich einen Sonnenstich haben muss, um auf dieser Platte den roten Faden zu entdecken, kann man ungefähr ahnen, worum es gehen soll: Freiheit, die gute alte. Für Phantom Planet ist jedes Album ein Übergangsalbum, ein paar Meilen mehr zwischen sich und dem Best-of-the-00s-Sampler. Als Resultat ihres hohen Radio- und Fernsehprofils ist eine Band entstanden, die bereit ist, bei jeder LP “All In!” zu sagen, gerade im Poprock-Idiom eine echte Seltenheit. “Raise The Dead” beschwört dem Titel nach Ed Wood herauf, Zombies und Weltraumstrahlung, und zumindest etwas vom Pioniergeist der 50er Jahre geistert tatsächlich durch die Songs. Es klingt nach einer Zeit, als Spielzeugartikel noch aussahen wie Möbelstücke und die Müllhalden prinzipiell noch kleiner waren. Auch die der Kulturindustrie. Das große Powerpop-Wettrüsten ist auf “Raise The Dead” noch ein Ding der Zukunft, auf dem Chemiebaukasten steht bis auf Weiteres: 12 Versuchsanordnungen mit völlig unterschiedlichen, spannenden Resultaten. Und selbstbewusst sind die: Auf “Leader”, dem erfrischend unrepräsentativen Höhepunkt der Platte, kommt ein Kinderchor zum Einsatz, der sich scheinbar immens darüber freut, gerade vom Rattenfänger geködert worden zu sein. “Raise The Dead”, der Song, ist als Rückfall in die 70er, als Opener immer so hießen wie das Album selber, komplett ernst gemeint. Jeder Song ist eine Schlangenhaut, in dem schon ein neuer drinsteckt, gezeugt von einer offenbar umfangreichen Plattensammlung, in der Vielseitigkeit Trumpf ist. Während “Demon Daughters” durch die Gasse rollt wie der “Cannonball” der Breeders, klingt “Confess” frappierend wie einer von Radioheads Greatest Hits. Man hört dem Album jederzeit an, dass man es hier mit einer Band zu tun hat, die sich nicht gerne festlegen lässt, sondern lieber die Aufmerksamkeit der Prä-iPod-Ära einfordert. Das Erstaunliche daran ist vor allem, wie gut das funktioniert. Über die Distanz der 12 Songs baut sich eine Leichtigkeit auf, die ganz offensichtlich harte Arbeit kaschiert.