Ich träumte letzte Nacht. Was? Ganz einfach: den Klassiker. Ich träumte, wir lebten in einer gerechten Welt. In einer Welt, in der sich alle Menschen lieben, in der keine Schlachtfelder und keine Schlachthöfe existieren, in der es genug zu essen und zu trinken und keine Schwalben im Strafraum mehr gibt. Rrring! Aufgewacht, Pech gehabt, alles wie immer: Stoiber ist Kanzlerkandidat, Modern Talking sind auf Platz Eins der LP-Charts, Panzer rollen durch Gaza. Und Phantom Planet sind immer noch nicht die größte Band der Welt, obwohl sie es doch so sehr verdient hätten. Maßlos übertrieben? Vielleicht. Euphorische Verblendung? Garantiert – doch es gibt nicht viele Platten, die solche überschwänglichen Reaktionen hervorrufen. Der Verstand ruft einen dauernd zur Mäßigung, sucht Misstöne im Einklang, will einen überzeugen, dass es sie nicht gibt, nicht geben kann und vielleicht sogar nicht geben darf: die perfekte Pop-Platte. Aber je öfter man “The Guest” hört, desto mehr ist man bereit, an das Gegenteil zu glauben. Popsongs, die nicht von dieser Welt scheinen – diese Platte macht so glücklich, wie einen eine Platte nur machen kann: Schon der Opener “California” ist der Inbegriff eines global wirksamen Sommerhits. Eine eingängige Piano-Figur, die man, morgens gehört, den ganzen Tag vor sich hinsummt. “We’ve been on the run/ driving in the sun/ looking out for number one/ California here we come/ right back where we started from” – nach 30 Sekunden haben einen Phantom Planet gefangen. “Always On My Mind” atmet dann ausgelassenes Sixties-Flair: Perlende Gitarrenakkorde, Handclaps und ein swingender Beat treiben einen unweigerlich auf die Tanzfläche – selbst wenn sich diese in der eigenen Wohnung zwischen Küchentisch und überquellender Altpapier-Kiste befindet. Bei “Hey Now Girl” oder “Nobody’s Fault” wiederum will man sich einfach nur knutschend auf sommerlich duftenden Wiesen wälzen, so hingerissen ist man von dem juvenil-naivem Ungestüm und dem festen Glauben an sich, die Welt und die Liebe, mit dem die Band ihre Songs vorträgt. Aber Phantom Planet kennen sich auch in schwermütigeren Angelegenheiten aus: “If I had one ray of sunlight to hold in my hand/ Baby we can be happy again” klagt Sänger Alexander Greenwald in “One Ray Of Sunlight”, und auch “Lonely Day” oder das famose “Turn Smile Shift Repeat.”