Ein bisschen fängt das schon außen an: Phil Boyd spielt mit dem Hörer. “The Hidden Twin” ist nicht die alternative Begleitband des Modey-Lemon-Denkers, so wie es das “&” erahnen lässt, sondern der Titel seines ersten Soloalbums. Circa so, als hätte Bob Marley ein Album “The Wailers” genannt. Dazu gibt’s ein persönliches Anschreiben voll blumiger Metafern und ein Foto des jungen, langhaarigen Mannes zwischen viel Gestrüpp, wahrscheinlich gleich hinterm Haus in Pittsburgh aufgenommen. Verstört blickt er drein, Boyd und die Suche nach Fabelwesen. So liest sich die Bildsprache, und so hört sich diese Platte. Nicht als Antithese zu den erfrischend ungestümen Modey Lemon, eher als Parallel-, denn Gegenentwurf. Viel von seiner Wahrnehmung und Auffassung Amerikas stecke im Album, sagt Boyd. Wir sagen: Für gesund hält er dieses demnach Land nicht. “The Hidden Twin” klingt wie das Werk eines depressiven, aber nie rundum pessimistischen Folk-Songwriters; Boyd schreibt diese Songs, damit er sie beschmutzen und uns beschmutzt vorführen kann. Hier eine schnarrende Saite, dort ein stolperndes Arrangement und da hinten das demotapegerechte Scheppern der Becken. Lo-Hi funktioniert nicht mehr als Protest, wohl aber als Ausdruck von Exzentrik. Und die hat Phil Boyd fürs erste tief ins Herz geschlossen. Was das fürs Blüten treiben könnte… Nicht wundern, wenn demnächst Devendra Banhart im Vorprogramm von Modey Lemon auftaucht.