Philip Selway
Strange Dance
Text: Daniel Thomas | Erschienen in: VISIONS Nr. 360
Schlagzeuger, die Soloplatten machen, und dabei Zählbares vorweisen können? Das ist in Phil Collins‘ Namen überschaubar. Father John Misty als Ex-Drummer der Fleet Foxes ist in subversiveren Kreisen eines der Vorzeigeexemplare. Darüber hinaus wird es dünn. Und dann kommt Philip Selway, stets im Schatten der übermächtigen Radiohead-Frontmänner, als deren Schlagzeuger er der ganzen Welt seit über 20 Jahren zeigt, mit welch künstlerischem Anspruch Drumcomputer zu klingen vermögen, wenn man sie zu bedienen weiß. Er ist nun bei seinem dritten Soloalbum angelangt und besser als jemals zuvor. Selway schreibt ausgeklügelt und mit der Etikette eines britischen Gentlemans, ohne sich der verkorksten Eton-College-Elite anzubiedern, die gerne so clever wäre, “Strange Dance” zu mögen, und hier doch nichts zu hören hat. Womöglich hat es seine Soundtrack-Arbeit “Let Go” gebraucht, damit nun Glockenspiele in “What Keeps You Awake At Night” so klingen, wie es Get Well Soon nicht mehr hinbekommen. Grandios orchestrierte Streicher malen auf große Leinwände, die Selway mit seiner Stimme gleichermaßen pastoral wie unaufdringlich dirigiert. Da hält die Pop-meets-Klassik-Aura von Thomas Feiner & Anywhen Einhalt und spätestens beim zweiten Anlauf auch deren Qualität.
Das steckt drin: Anathema, Father John Misty, Radiohead