Naiv-süße Melodien, gekontert mit rauen Gitarren, damit ist Phillip Boas Konzept in wenigen Worten zusammengefasst. Der Meister gibt sich aber seit jeher Mühe, sich dem Zeitgeist anzupassen und seinen Sound abzuwandeln. Besser gesagt, er lässt anpassen und abwandeln, denn Produzenten und Gastmusiker hinterlassen regelmäßig ihre Spuren. Hier sind es unter anderen Dresden Dolls-Hälfte Brian Viglione und Erfolgsproduzent Ian Grimble, die auf das Soundgefüge einwirken dürfen. Das musikalische Spektrum ist dementsprechend erweitert: Zwischen Industrial-Burlesque und Techno-Pop-Melancholie bilden Boas Nicht-Gesang und Pia Lunds liebliche Stimme die bewährte Konstante. Mehr Transparenz hätte einigen Songs allerdings gut getan: Einerseits beeindruckt die Vielschichtigkeit der Arrangements, andererseits gehen manche Ideen in der Fülle der Ereignisse schlicht unter. “Black Symphony” ist beispielweise ein kompakter Rocksong, bei dem wie zufällig im Hintergrund ein Orchester spielt. Durchsetzt, überlagert, umrahmt von Rauschen, Streichern und Tönen, die man kaum einzuordnen weiß, ersticken die Gerüste gelegentlich am Gestaltungswillen. Die Produktion war aber ohnehin stets der unsichtbare Dritte im Bunde bei Boa. Und wenn man am Ende der Platte angekommen ist und sich die ganze Zeit Gedanken über die Technik gemacht hat, wird einem auch endgültig bewusst, dass Boa ganz Boa geblieben ist. Denn emotional aufwühlend ist hier kaum ein Song. Große Gefühle gehörten eben nie zu seinem Geschäft.
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