Phoxjaw
Notverynicecream
Genau dasselbe gilt aber natürlich auch für Hyper-Pop selbst, von dem sich Phoxjaw ganz offensichtlich haben beeinflussen lassen. Wie Bands wie 100 Gecs gerade auf den großen Bühnen vormachen, kann die Verbindung aus Glitch-Pop-Elementen und Soundwechseln im Sekundentakt auch in Rockgenres funktionieren.
Bei Phoxjaw klingt das Ganze nun etwas weniger albern, aber nicht weniger unvorhersehbar. Strophen können auf “Notverynicecream” mal kühle Post-Punk-Vibes der Marke INVSN ausstrahlen, um dann in den Refrains Crossover-Geschepper à la Wargasm zu feiern – nachzuhören etwa im maßlosen “Knives”.
Konträr dazu tänzelt “Sungazer” mal eben durch den Reggae-Dunstkreis, während “Icecreamwitch” den Mut zur Dissonanz offenbart, den die vielen Noise-Wände dieser Platte immer wieder mit stolzer Brust zeigen. Gerade in den Kippmomenten, wo pulsierende Synthesizer kopfüber in Metalcore-Breakdowns stolpern wie in “Apples”, klingen Phoxjaw stark wie jene 00er Jahre Emo-Bands, die schon damals keinen Preis für ihr Stilbewusstsein gewonnen haben.
Mit “Notverynicecream” verhält es sich wie mit einem Besuch auf der Kirmes: Die einen sehnen sich auch im Social-Media-Zeitalter nach Reizüberflutung, die anderen zischen beim Duft von Zuckerwatte direkt wieder ab. Sie verpassen ein unterhaltsames Album voller spannender Ideen, das in einem Nebel aus Nihilismus und Absurdität wabert.
Das steckt drin: Black Foxxes, Chiodos, Dance Gavin Dance
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