Obwohl mit Maze Exler und Michael Borwitzky 50 Prozent der Pictures aus ehemaligen Union Youth-Mitgliedern bestehen, erscheinen deren düstere Grunge-Tage in Anbetracht von “Hysteria” wie ein farbloser Geist der Vergangenheit. Schon der Opener “Little Girl” lässt einen mit unaufdringlicher E-Gitarre und Exlers Stimme, der mit Salbeitee jegliche Kratzigkeit weggespült wurde, in ein weiches Bett aus Kamillenblüten fallen. “You’re Dreaming” haucht dem totgesagten Brit-Pop neues Leben ein und lässt einen die nächste geplatzte Oasis-Reunion ein bisschen besser verkraften. “Lovely Baby” klingt längst nicht so platt, wie es der Songtitel befürchten lässt, und bringt sein rockiges Gitarren-Riff gekonnt in breitbeiniger Pose rüber – die einzigen Spurenelemente der Grunge-Vergangenheit von Exler und Borwitzky. Das gepaart mit Exlers angerauter Stimme, die sich bluesig keifend in die Höhe schraubt, erinnert an Zeiten, in denen Mando Diao noch keinen furchtbaren Disco-Stampf fabriziert haben. “Can’t Stop Loving” macht seinem Namen alle Ehre und fährt mit seinem Streicher-Intro Vollgas in Richtung “Bittersweet Symphony”. Könnte man verzeihen, aber das plumpe Schlagzeug gepaart mit einzelnen Klaviertönen und Exlers Hall-beladener Stimme, die in “Modern Stars” “Nobody loves me like you do” säuselt, ist zu viel des Kitschs. Für Hysterie wird “Hysteria” nicht sorgen – aber um nostalgischen Liebhabern von Gitarrenpop mit Hang zum Pathos das Herz zu erwärmen, reicht es allemal.