Warum genau seit “Get Saved” (2004) nichts mehr passiert ist, spielt keine Rolle, die von Gitarrist Patrick Hegarty inszenierten Fotos im neuen Artwork zeigen ihn und seine drei Mitspieler mit blutigen Köpfen auf harten Böden, keine weiteren Fragen. Oder doch, eine Antwort: “Guilty Guilty” ist kein Nachruf, sondern nur ein merkwürdig spätes drittes Album. Fit sind die New Yorker allemal geblieben, vielleicht sind sie sogar fitter als vor 14 Jahren, als alles anfing. Damals traten sie gemeinsam mit Radio 4 das zackige, düstere, postpunkige (verfrühte) Erbe von Gang Of Four an, ohne dabei aber so ganz aus der Wuscheligkeit des rauen Punk herauszutreten. Und genau so spielen sie 2012 immer noch. Mal springt Scott Paddens mit hektischer empörter Stimme übers kühle Getrommel, mal rappt er lässig Zungenbrecher, mal kratzt er schöne Melodien in Gitarrenwände. Mal bleibt die illegale Brooklyn-Disco kurz stehen, um gemeinsam im Takt zu klatschen, mal hängt Janet Morgan von Channels ihren Gesang zu Gast in einen Schrammelsturm, mal rufen einfach alle zusammen. So überraschend dieses Album jetzt überhaupt erscheint, so überraschend gut ist es auch geworden. Das fahrig schöne “Cardiac Event Planner” wäre auf keinem emopunkigen Herzenssampler verloren, “Cash For Gold” wechselt problemlos von der hektischen, ernsten Strophe zum rauen, hymnischen Refrain. Ganz am Ende haben sie noch einen kurzen bierselig betrommelten Chor versteckt, ein Prost zum Schluss, das reicht. Wenn es sein muss, auch für die nächsten acht Jahre.