Überspringen wir schnell die Karnevals- und Fußball-Assoziationen, die Albumtitel und -cover in hiesigen Gefilden wecken. Denn es gibt viel zu entdecken auf Pinegroves fünftem Album in elf Jahren, mit dem die Band aus New Jersey sowohl musikalisch als auch inhaltlich bei den ganz Großen ihrer Zunft angekommen ist. Trotz der überwiegend kurzen und luftig arrangierten Songs, ist “11:11” von einer lyrischen Intensität, die Vorbildern wie Death Cab For Cutie, Bright Eyes und The Weakerthans alle Ehre macht. Der ehemalige Death-Cab-For-Cutie-Gitarrist und -Soundtüftler Chris Walla war übrigens für den Mix zuständig. Es ist das erste Mal, dass Pinegrove ein wenig die Zügel aus der Hand geben, aber eben nur beim finalen Schliff. Denn es steht außer Zweifel, dass Frontmann Evan Stephens Hill seine eigene Sprache gefunden hat, in der er über nicht weniger als den Sinn und Unsinn unserer Spezies grübelt. Aktuelles erscheint im historischen Kontext, stoisch beäugt von der Natur. Zerbrechlich und monumental wie der siebenminütige Opener “Habitat”, in dem sich nach sich aufbäumenden Gitarren ein paar Vögel im linken Ohr festsetzen, während Hill die “depressing question of our time” behandelt. Das hier ist Musik für Kopfhörer und Textblatt, für leise Verzweiflung und lauten Trotz. Frei von männlicher Kraftmeierei, voller Schönheit.
weitere Platten
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