Bei deutschen Rockern ist man nicht ohne Grund skeptischer als bei Amerikanern. Haben sie eine Hardrock-Vergangenheit, verdoppeln sich die Vorurteile – und haben sie sich ins gegnerische Alternativ-Umfeld entwickelt, ist man etwas ratlos. Die Karlsruher haben es mit Journalisten allemal schwerer als mit ihren Fans, denn von denen vollzogen die meisten den halben Wechsel ins moderne Rockgeschehen mit, eine ganz angenehme Parallelentwicklung. Ja, wo sind denn die ehemaligen toupierten Haarschöpfe aus den Achtziger Jahren? Jetzt will es wieder keiner gewesen sein, ist ja klar. “Anger” oder “Snap” kraulen eindeutig dem Fahrwasser von Soundgarden und Alice In Chains hinterher. “Pass You By” und “Big Shot” verkörpern die Schattenseite, richtig alte Hardrock-Zöpfe mit unangenehmem Chorgesang und miefiger Gitarre. Richtig spannend ist “Other Side”, der Mittelweg zwischen Queensryche und Grunge (!) nebst der sonderbaren Industrial-Light-Version von “We Will Rock You” (nochmal!). Eine zwiespältige Platte, die mir wirklich “Food For Thought” bietet.