Und kosten könnte diese Attitüde eine Band auf Dauer mindestens ihre Nerven. Doch genau für diese Art, sich permanent über gesellschaftliche Missstände – insbesondere Patriarchat, White Supremacy und queerfeindliche Gewalt – und psychische Ausnahmezustände auszulassen, feiert die junge Fanbase das Trio aus Baltimore, Maryland. Mit Ashrita Kumar am Mikrofon gibt es dann auch noch die authentische Bezugsperson mit genügend Potential, mit Hilfe großer Texte wie “You’ve got two feet/ Why don’t you stand for something?” aus “Burn The Witch” das Narrativ neu zu schreiben. Aber: Myron Houngbedji (Schlagzeug) und Paul Vallejo (Gitarre) sorgen mindestens genauso dafür, dass man sich mit “Love Me Forever” am liebsten jede quälende Sorge einzeln aus der Lunge schreien möchte. So gibt es mit “Get Out” erstmal auf die Fresse, die wirbelnden Drum-Patterns in “Let Me Drown” zeigen Pinkshift in Post-Hardcore-Kluft, das frickelige Titelstück ist hingegen fast purer Metal und bei “The Kids Aren’t Alright” merkt man dem Trio eine Liebe für Riot Grrrl an. Und mittendrin thront das sanfte Klavierstück “In A Breath”, das jedes Pop-Punk-Gesetz aushebelt. Maximaler Einsatz, maximale Wirkung.
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Saccharine (EP)
VÖ: 02.04.2021