Wild Nights ist keine Platte für große Wahrheiten, sondern eine für stilvolle Allgemeinplätze, die Pins in sommerlich-sehnsüchtigen Indierock mit den nötigen schattigen Seiten packen. Es hilft, die Sonnenbrille nie wieder abzusetzen, auch nicht im Club, wo die Lederjacke genauso unangebracht sein müsste; es hilft, sich die Haare selbst zu schneiden, den Lidstrich in fremden Rückspiegeln aufzutragen, und nicht groß nachzudenken, das kann man im Winter immer noch nachholen. Wouldnt it be fun to kiss everyone?, fragt Sängerin Faith Holgate beispielsweise im sonnenverbrannten Ohrwurm “Young Girls”, und wer bei der Antwort darauf zu lange zögert, ist raus. In “Wild Nights” zählen Hall und Echo, Surfgitarren und Chöre, die mal ganz brav nach den 60ern klingen und dann wieder gefährlich nach den 90ern; Spießigkeit in jeder Form hat hier kurz Pause. In ihren düstersten Momenten klettert die Band aus Manchester in Kellergewölben herum und spielt dort Joy Division-artige Stücke über böse Jungs; in heiteren steht sie am Strand und hüpft zu Best Coast-entspannten Songs durch den Sand. Mit “Got It Bad” ist natürlich auch eine, sich langsam steigernde Ballade über große Sehnsüchte dabei. Dass Sleater-Kinney sich die jungen Rocknrollerinnen zuletzt für ihr Vorprogramm ausgesucht haben, hat schlichte Gründe: Bei Pins stimmen Einstellung, Style und Skills soweit, dass das Publikum es sich schon mal gemütlich machen kann und von den eingängigen Indierock-Nummern gut unterhalten lässt. Bis zum richtig großen Auftritt ist es aber noch ein Stück.
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