Darüber, dass in diesem Genre bereits der ein oder andere Song geschrieben wurde, darf man hier schweigen, weil die Rockgeschichte und ihr eigener Platz darin Piss River nur bedingt interessiert. Statt nerdiger Referenzen oder ironischer Zitate konzentriert sich das schwedische Quartett auf seinem Debüt vor allem auf aufgepeitschten Hardrock, den es recht formelhaft, aber nicht ohne Charme spielt. Wo die Grenzen dieses Ansatzes liegen, zeigt sich, wenn das uninspirierte Intro zu “This Is Your Doom” in der Mitte der Platte kurz das Tempo herausnimmt und in eine pathetische Gitarrenfigur mündet, zu der sentimentale Altrocker gerne ihre Fäuste in die Luft recken dürfen. Allen anderen bietet die Band hier eine Pause zur Reflektion, die dem Material nur bedingt bekommt: Das grimmige “Take Me To The Rusk”, das an die punkigen Momente der NWOBHM erinnernde “Creepy Swine” oder der von einer Cowbell nach vorne getriebene Opener “Desolation” funktionieren, weil sie die Umgebung im Rausch der Geschwindigkeit so konsequent ausblenden und damit werkintern ebenso wie werkextern unvorteilhafte Vergleiche vermeiden. Nicht umsonst schmückt das Artwork der LP neben einem Motorrad auch noch ein im Hintergrund platziertes Auto: “Piss River” beinhaltet Musik für den Moment, aus dem vor allem Sofia Nilssons angenehmrotziger Gesang sowie ihre bisweilen erfrischenden Texte (“Bad Reputation”) herausragen. Geschichte wird anderswo geschrieben, doch mit der daraus resultierenden Attitüde wissen Piss River zumindest zu unterhalten.