PJ Harvey
Let England Shake: 12 Short Films By Seamus Murphy
Text: Daniel Gerhardt
Harvey hat gerade eine Ehrenrunde von seltener Feierlichkeit hinter sich: Kaum ein Musikmagazin in England hat ihr achtes Album nicht zur Platte des Jahres gewählt, und auch den idiotensicheren Mercury Prize, der jedes Jahr ans beste britische Album verliehen wird, hat “Let England Shake” gewonnen. Es gab also schon Special Editions zu Platten, die das viel weniger verdient hatten – und wie immer setzt Harvey auch hier ihren Kopf durch und stellt “Let England Shake” ein eigenständiges künstlerisches Projekt an die Seite, statt es mit einigen Bonusstücken oder einer Live-DVD aufzufüllen. Der englische Fotograf Seamus Murphy, der es mit seinen Bildern aus den Krisengebieten der Welt und insbesondere einem Fotobuch über Afghanistan zur kleinen englischen Berühmtheit gebracht hat, war auch ohne Regie-Erfahrung eine naheliegende Wahl, um zwölf Kurzfilme (der Begriff Musikvideo wird in den Liner Notes peinlich genau vermieden) zu den zwölf “Let England Shake”-Songs zu drehen. Das Album handelt schließlich vom ersten Weltkrieg und den bis heute spürbaren Folgen für Großbritannien; Soldaten haben es für den Realismus und das Feingefühl gelobt, mit dem es Schlachtfeld-Eindrücke in Indierock übersetzt hat. Murphy greift aber nur gelegentlich auf die eigenen Fotoordner zurück: Sein weitgehend improvisiertes “Let England Shake” ist naturnah und menschenleer, eine unaufgeregte Aneinanderreihung von Karussells ohne Kinder, englischen Küstenbildern und Aufnahmen von Harvey, die ihr Album in einem Arbeitszimmer nachspielt.
weitere Platten
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