Placebo
Placebo Live
Ein paar einleitende Worte der Erklärung müssen sein: “Placebo Live” enthält eine Doppel-LP namens “Collapse Into Never” mit Aufnahmen von einem Festivalauftritt in Spanien, eine Blu-ray mit dem Konzertfilm “This Is What You Wanted” aus Mexico City und die CD “Live From The White Room” mit live eingespielten Songs des aktuellen Albums “Never Let Me Go”. Geneigte Fans bekommen also einiges für den stolzen Webshop-Preis von 115 Euro, auch wenn diese Kollektion schon recht größenwahnsinnig anmutet.
Man darf durchaus fragen, warum diese Veröffentlichung derart kompliziert zusammengestellt sein muss. Und kommt bald auf die Antwort, dass solch pompöse Sperenzchen bei dieser Band eigentlich niemanden überraschen. Immerhin: Der Konzertfilm zieht technisch und filmisch alle Register und zeigt die Band in zunehmend routinierter, aber solider bis guter Form, auch wenn ihre Cover-Versionen von “Shout” und “Running Up That Hill” nach wie vor nur schlechtere Alternativen der Originalsongs darstellen. Der Film ist bei allem Aufwand äußerst stimmungsvoll geraten und punktet zudem mit Kostproben von Brian Molkos Schulspanisch sowie aus westeuropäischer Perspektive exotischen Straßenszenen Mexico Citys als Intro.
Die Doppel-LP enthält kurioserweise nahezu dieselbe, nur leicht verkürzte Setlist wie der Film (die Band verzichtet auf Stücke der Alben “Without You I’m Nothing” und “Meds”), kommt aber eben auf Vinyl, und das Format gab es von Placebo live bislang nur bei ihrer “MTV Unplugged”-Veröffentlichung. Vollends erratisch wird es bei “Live In The White Room”: Die CD bietet als reine Live-im-Studio-Beilage nette Varianten der Albumversionen, entbehrt aber zwangsläufig jeder Konzert- oder Publikumsatmosphäre, die bei Liveveröffentlichungen naturgemäß eine wichtige Rolle spielt.
Wie ist das Ganze nun zu bewerten? Man könnte leicht sagen, dass angesichts von “Placebo Live” der altbekannte Sinnspruch vom “Weniger ist mehr” wieder greift. Aber so einfach ist es nicht. Placebo haben ihre Box als limitiertes Sammlerstück konzipiert, um ihr Kaufanreize zu verleihen, die über die bloßen Ton- und Filmaufnahmen hinausgehen. Die Entscheidung, vielleicht nur die Live-LP oder den Konzertfilm besitzen zu wollen, wird den Fans abgenommen. Diese nüchterne kapitalistische Realität schwingt bei “Placebo Live” trotz aller Extravaganz und des umfangreichen Materials samt greller Aufmachung mit.
Das steckt drin: Muse, Suede, U2
weitere Platten
Never Let Me Go
VÖ: 25.03.2022
Life's What You Make It (EP)
VÖ: 07.10.2016
A Place For Us To Dream: 20 Years Of Placebo
VÖ: 07.10.2016
MTV Unplugged
VÖ: 27.11.2015
Loud Like Love
VÖ: 16.09.2013
B3 (EP)
VÖ: 12.10.2012
Live At La Cigale
VÖ: 04.03.2011
B-Sides: 1996-2006
VÖ: 08.06.2009
Battle For The Sun
VÖ: 08.06.2009
Meds
VÖ: 13.03.2006
Once More With Feeling: Singles 1996-2004
VÖ: 30.11.2004
Covers
VÖ: 21.09.2003