Plattenbau
Net Prophet
Mehr und mehr erinnert das düstere Klanggewand, in das sich Frontmann Lewis Lloyd kleidet, an die No-Future-Bewegung im Elektro-avantgardistischen Untergrund der 80er. Vor dem geistigen Auge steht er mit seinem Sprechgesangshabitus Statuen-gleich wie Howard Devoto bei seinen befremdlichen TV-Auftritten mit Magazine.
Im gleichen Maße wie deren Hit “Shot From Both Sides” das Sitzen zwischen musikalischen und soziopolitischen Stühlen beschrieb, verkeilen sich Plattenbau in ihrer Lücke zwischen damals und heute. Das transportierte Lebensgefühl aus Paranoia, Sehnsucht und Verzweifeln an bitterer Realität ist nicht aufgesetzt, denn Lloyd ist ein politischer Mensch, der nicht zuletzt seine britische Heimat aus Desillusionierung in Richtung Berlin verlassen hat. Das war bereits 2009, in einer Zeit also, die heute als die gute alte tituliert werden könnte.
Wenn Plattenbau heute Betonwelten und spärlich erleuchtete Gemüter besingen und in einen musikalischen Kontext mit Bauhaus, Joy Division und Alien Sex Fiend stellen, will das nicht die Vergangenheit kopieren, sondern unsere Wahrnehmung schärfen: Lassen wir uns nicht von Popmusik blenden, denn das hier – in all seiner Monotonie und Kälte – ist das Abbild der Wirklichkeit.
Das steckt drin: Gewalt, VR Sex, Xmal Deutschland