Man hatte sie fast ausgestorben gewähnt: junge hedonistische Krawallbrüder im Rotwein-Rausch mit manischem Singer/Songwriter-Touch. Uneasy Listening.
Aus welchen dunklen Löchern Sub Pop diese drei ambitionierten Verfechter degenerierter Nachtclub-Musik ans Tageslicht gezogen hat, möchte ich lieber gar nicht so genau wissen. Klar ist, dass Pleasure Forever mit ihrem Debüt ein nicht gerade leicht verdauliches Werk abgeliefert haben – eins von der Sorte, die man wahrscheinlich nur lieben oder hassen kann. Pianogetriebene, psychotisch-bluesige Barmusik auf hohem musikalischen Niveau mit zwingend-bedrohlicher Atmosphäre, die in jeder Situation Ausweglosigkeit verströmt. Das erinnert in seinen großen Momenten (und von denen gibt es wirklich einige) im speziellen an die famosen und zum Heulen unterbewerteten Firewater, im allgemeinen an den Typ suffnasiger Agnostiker, der in Kneipen sitzt, die Beyond All Hope heißen, und seine Memoiren schreibt, für die er nie einen Verlag finden wird, weil der Lektor hochnäsig meint, Bukowski gäbe es schon. Schon beim ersten Hören merkt man, dass diese Platte etwas besonderes hat – auch wenn man es nicht wirklich lokalisieren kann. Mit charismatischer Stimme zelebriert Pianist/Organist/Bassist Andrew Rothbard angenehm dunklen, zerbrechlichen Pathos, während Gitarrist Josh Hughes durch seine eruptiven Ausbrüche mit Drummer David Clifford für die nötige, hochelegante Verschmutzung sorgt. Düstere Brocken wie Meet Me In Eternity”, Balladeskes (Opalescence”) versetzt mit ausschweifenden Instrumentalparts (Any Port In A Storm”, Magus Opus” mit stolzen achteinhalb Minuten) lassen Pleasure Forever in ihrer Sperrigkeit ebenso an alte Recken wie Louis Tillet als auch irgendwie an eine entfolkte Version von 16 Horsepower erinnern. Seltsam, eigen und selten.
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Alter
VÖ: 10.06.2003