Poison Ruin
Härvest
Aber der Reihe nach: Poison Ruin gibt es seit 2020, die Mitglieder tragen Wipers-Shirts und sehen auch sonst mehr nach 80s-Hardcore- als nach jenen Black-Metal-Verfechtern aus, die ihre grobkörnigen Videos mit brennenden Kreuzrittern und Sensenmännern suggerieren. Aber wenn sie auf ihrem zweiten Album Anarchopunk und Power Pop kreuzen, klingt das eher so, als würden die “Stranger Things”–Nerds, die gerade noch “Dungeons & Dragons” im Keller der Eltern gezockt haben, in voller Life-Action-Role-Playing-Montur ins Dial House, Essex marschieren, um mit Steve Ignorant und Penny Rimbaud Crass-Texte ins Mittelalter zu transferieren.
Punk und das dunkle Mittelalter haben nämlich mehr gemeinsam, als man annehmen möchte: Allein die Artusromane bieten so viel Stoff gegen Unterdrückung durch die herrschenden Klassen wie Crass selbst. Das weiß auch Poison-Ruin-Sänger Max Kennedy, wenn er “Rot/ Face down, in the gutter/ Covered in flies” in “Pinnacle Of Ecstasy” nach mystischem Synthie-Intro bellt oder in “Härvest” eine Bauernrevolte sinnbildlich für moderne Klassenkämpfe beschwört (“There’s a frost on the field, a tax on the yield, and a hand in your pocket”). Das wirkt trotz der Auferstehung der Toten als Racheakt in “Resurrection II” und einigen NWOBHM-Spielereien nie albern, und bleibt durch Eingängigkeit und Tempo ähnlich skatetauglich wie The Spits.
Das steckt drin: Devil Master, The Spits, Wipers