Der Schlüssel zu “Nova” ist ein kleines, verträumtes Instrumental mit dem Titel “Sonder”. Dieses merkwürdige Wörtchen hat sich im Englischen als Ausdruck für die Erkenntnis eingebürgert, dass alle Menschen, denen wir im Alltag begegnen – und sei es auch nur im Vorbeigehen – ihre ganz eigene komplexe Geschichte haben, die wir wahrscheinlich nie erfahren werden. Polar-Sänger Adam Woodford erzählt in den Songs fragmentarisch von seiner eigenen, dabei geht es ihm nicht um konkrete Ereignisse. Geradezu programmatisch beschränken sich die Namen der Songs auf jeweils ein Wort und geben damit die Stimmung vor. So mag etwa “Cradle” mit aggressiver Doublebass und metallischen Riffs zunächst wie typischer Metalcore klingen, dann gesellt sich aber ein Chor zu Woodfords heiserem Gebell, das nicht selten an Jamey Jasta von Hatebreed erinnert, und verursacht zusammen mit flimmernden Post-Metal-Gitarren ein Gefühl der Geborgenheit. Ganz ähnlich gestaltet sich “Drive” mit seinem übergroßen Refrain: These are our words sung forever/ Can we sing this together/ If we both fall/ Our final curtain call/ At least our hearts had adventure. Dass sich Polar auf allzu ähnliche Strukturen verlassen, schreckt dabei zunächst ab, die Abwechslung steckt im Detail. “Amber” spielt stark mit poppigen Tönen, ohne Pop zu sein, “Breathe” erinnert daran, dass Bring Me The Horizon mal wirklich gut waren. Zugegeben, so betrachtet, fällt es leicht, “Nova” als eine von vielen Genreplatten zu sehen. Wer sich aber darauf einlässt, bekommt ein durchdachtes Werk, das gleichermaßen zum Moshen und zum Zuhören einlädt.