Polarkreis 18
The Colour Of Snow
Text: Jan Schwarzkamp
Warum eigentlich darf man diese Band nicht als mischpokigen Abklatsch von Sigur Rós, Coldplay und New Order sehen? Warum kommen dann sofort Leute mit großen Zeigefingern an, die zur Verteidigung sagen: “Die sind doch noch so jung!” Und: “Die sind im Ausland jetzt bei der EMI!” Und: “Die sind live ein echtes Erlebnis.” Das bedeutet in der Übersetzung: Auch Jungsein schützt vor Pomp und Pathos nicht, die EMI hätte – neben Colplay – gerne noch einen gewinnbringenden Multimillionenseller in ihrem Roster und überhaupt: Live ist nicht auf Platte. Viele Bands funktionieren live besser, während auf der Konserve schaler Durchschnitt herrscht. Und der herrscht – bis auf ein paar einlullende Ausnahmen – gerne auf “The Color Of Snow”. Sicherlich klingt das Filmorchester Babelsberg mit seinen Bläsern und Streichern schön. Die glasklare Produktion von Mario Thaler (The Notwist) tut ihr Übriges zum Gänsehautreigen eines Albums, dem das Gesicht fehlt, weil man sich ständig an oben erwähnte Vergleichsgrößen erinnert fühlt – oder wie bei “River Loves The Ocean” an Danny Elfmans Soundtrack zu “Edward Scissorhands”. Leider machen es die anderen bisweilen besser als die Dresdner. Oder wie Felix Räuber es so glöckchenhell in “Tourist” vorträgt: “Wir kommen nirgendwo an”.
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dto.
VÖ: 16.02.2007