Polly Paulusma
Scissors In My Pocket
Text: Tanja Stumpff
Unaufgeregt entfalten die elf Songs ihre Qualitäten: Mit einer Stimme gesegnet, die Höhen und Tiefen beherrscht und auch beim Säuseln nicht nervt, erzählt die Engländerin ihre meist ernsten Geschichten, die mit gelungenen Arrangements unterlegt eine warme, melancholische Atmosphäre entfalten. Ein wenig untypisch wirkt der Opener “Dark Side” mit seinem recht vollen Klang. Neben Percussion und Akustikgitarre sorgt ein Chor für ein volles Hintergrundbild, derweil besticht Pollys Gesang durch Eingängigkeit. Bei dem dunkel beginnenden “I Was Made To Love You” sorgen Geigen für eine schwere Lieblichkeit, und bittersüß ist ein Attribut, das insgesamt das Songwriting auszeichnet. Textlich und musikalisch bewegt sich das Album auf einem schmalen Grat, der einerseits eine tiefe Traurigkeit offenbart, anderseits niemals in dumpfe Verzweiflung abrutscht. Sei es das wehmütige, von Piano und Streichern getragene “One Day” oder “Mea Culpa”, das von einem Selbstmord handelt – jenseits von Klischees berühren die Songs unaufdringlich, und versteckte Lichtblicke gibt es u.a. mit “Over Hill”, das ein wenig an Simon & Garfunkel erinnert. Auch wenn man auf Dauer ein wenig Abwechslung vermisst, ist “Scissors In My Pocket” ein solides Debüt, das bestechende Momente hat.