Pony
TV Baby
Text: Martin Burger | Erschienen in: VISIONS Nr. 337
Was auf den Geist gehen kann: dass Zynismus und Misstrauen daran hindern, irgendetwas gut zu finden oder Vertrauen zu fassen. Andererseits möchte man wohl kaum zum Narren gehalten werden. Gesunde Skepsis angesichts des Kindchenschemas, das Pony auf dem Cover ihres Debüts ausspielen, ist sicher angebracht – doch ratzfatz weggepustet durch die erste von unfassbar vielen Hooks, die Sam Bielanski so mühelos aus dem Ärmel zu schütteln scheint. Die Songschreiberin, Sängerin und Gitarristin beschrieb ihre Band einst als eine, “die am Ende eines 90er-Teenie-Films auf dem Dach einer Highschool spielen würde”. Inzwischen treten Pony eher auf als die Abschlussball-Band, die der Hauptfigur den Rest gibt. Weil die, bedröppelt dastehend nach der kalten Schulter ihres Schwarms, langsam merkt, wovon Bielanskis Zuckerstimme in “Sometime Later” kündet: Gleichgültigkeit, Heuchlerei. Um gleich darauf in “Cry” zu versichern: “I hate to see you cry/ I hate to be the reason why you did.” Erzähl mir noch einen, gespaltene Zunge. Nein, echt: mehr davon. Mehr Grunge-Themen auf Basis von Früh-80er-Garage-Pop. Mehr scharfe Riffs und unwiderstehliche Mini-Solos. Mehr weltumarmendes “Heaven Is A Place On Earth”-Feeling durch den Stubenhocker-Fleischwolf gedreht. Denn die halbe Stunde süßes Gift auf “TV Baby” ist viel zu schnell vorbei. Bedenken? Pfff.