In der Rückschau kann man es sich kaum vorstellen, aber weder “The Idiot” noch “Lust For Life” ist bei ihrer Veröffentlichung großer kommerzieller Erfolg beschieden. Die beiden heute vielleicht bekanntesten Songs von Pop, “The Passenger” und eben “Lust For Life”, platzieren sich damals überhaupt nicht in den britischen und amerikanischen Charts. Erst zwei Jahrzehnte später entwickeln sie sich durch den Soundtrack zu Trainspotting beziehungsweise eine Werbung zu kommerziell erfolgreichen Hits. 1977 ist eben Punk das Genre der Stunde, außerdem sorgt Elvis Presleys Tod dafür, dass sich Pops damaliges Label RCA weniger auf den Ex-Stooges-Sänger konzentriert als darauf, Devotionalien vom King an den Mann und die Frau zu bringen. Nur eine der vielen Geschichten rund um die Produktion von “The Idiot” und “Lust For Life”, die Michael Hann in seinen Linernotes zu “The Bowie Years” zusammenträgt. Das 48-seitige Booklet ist eines der Herzstücke der Box: Neben Essays zur Entstehung beider Alben kommen in Interviews etwas überraschend Martin Gore von Depeche Mode, Nick Rhodes von Duran Duran, Siouxsie Sioux und Produzent Youth zu Wort, die damals zwischen 16 und 20 Jahre alt und große Fans von Iggy Pop sind. Neben den beiden neu gemasterten Studioalben enthält die Box auch das auf den Touren zu beiden Platten entstandene Livealbum “T.V. Eye”, das Pop nur veröffentlicht, um aus seinem Vertrag mit RCA herauszukommen. Wie unterschiedlich die Qualität der Mitschnitte ist, lässt sich anhand drei weiterer Live-CDs in der Box nachhören. Vor allem die Show im Agora Theater in Cleveland ist interessant, da drei der hier aufgenommenen Songs für “T.V. Eye” verwendet wurden. Die Aufnahme aus dem Rainbow Theatre in London vom 01. März 1977 transportiert viel von der Energie, die zwischen Pop und der jungen britischen Punk-Szene hin- und herfließt, während der Mitschnitt aus dem Mantra Studio in Chicago bestenfalls dokumentarischen Wert hat. Eine weitere CD mit Edits und Outtakes bietet alternative Versionen etwa zu “Sister Midnight” und “China Girl”, sowie ein Interview mit Pop. Darin spricht er über die Produktion von “The Idiot” und die Zusammenarbeit mit seinem Freund Bowie. Dessen Reaktion, als Pop ihm das erste Mal die Melodie von “Funtime” vorsingt, bringt den Wahnsinn, der die Sessions umwehte, auf den Punkt: “Sing den Song doch mal bitte mehr wie Mae West”.
weitere Platten
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