Portugal. The Man
Chris Black Changed My Life
Die elf neuen Songs müssen sich keineswegs hinter dem Grammy-prämierten “Feel It Still” vom Vorgänger “Woodstock” verstecken. “Chris Black Changed My Life” beginnt mit einer Selbstreferenz: dem Intro “Heavy Games II”, das lose auf das melancholische “Heavy Games” von 2014 anspielt (siehe Soundtrack zur Serie “The Walking Dead”). Mit dem Unterschied, dass hier eine kräftige Dur-Kadenz, gespielt auf dem Klavier, die Grundstimmung für die Platte setzt: Schwermut ja, aber der Blick richtet sich nach schwierigen Jahren im Bandgefüge endlich wieder nach vorn.
Eine Minute später haben ein funky Bass und der markante Gesang von John Gourley den Groove in “Grim Generation” mit Zeilen wie “Got a monkey on my back, but I’m cool with that” im Griff. Sozialkritisch zu Oldschool-HipHop-Beats wird es im folgenden “Thunderdome”, das sich mit der Migrationspolitik der USA, speziell an der Grenze zu Mexiko beschäftigt. Unterstützt werden Portugal. The Man in dem Song von der mexikanischen Singer/Songwriterin Natalia Lafourcade und The-Roots-MC Black Thought, der bissige, wahre Zeilen wie “This American life. Vanity, such an American vice/ I never question how fair is the price on a pair of sunglasses I’m wearing at night” abfeuert. Oberster Ohrwurm und erste Single der Platte ist das folgende “Dummy”, einmal mehr getragen von Zachary Carothers starken Bassläufen, die gut gelaunt durch die Strophen bouncen, im Refrain von einer Oktave in die nächste gleiten und dabei mit dem Gesang Hand in Hand gehen. Für “Summer Of Luv”, einem Saxofon getränkten, loungigen Sommersong holt sich die Band aus Portland Unterstützung von ihren Buddys von Unkown Mortal Orchestra, um den sonnenträgen Beach-Club-Vibes ein wenig stimmliche Abwechslung zu verleihen.
Wer allergisch auf Autotune reagiert, sollte bei der ersten Strophe von “Time’s A Fantasy” kurz weghören, dahinter verbirgt sich dann erneut eine verspielte Variante des Intros “Heavy Games II”: “I got a feeling, that things are gonna be just fine”, heißt es darin wiederholt, bevor der Song in die erste Zeile “Life is a dead end” des folgenden, souligen “Doubt” kippt. “Champ” bedient sich dann an Edgar Winters Hit “Dying To Live” und nimmt erneut politischen Bezug mit Samples, die sich auf die “Abolish ICE”-Bewegung zur Abschaffung der US-amerikanischen Einwanderungspolitik beziehen. So viele, mitunter schwere Themen, so luftig zu verpacken und damit zugänglich zu machen, ist Portugal. The Mans Superkraft.
Das steckt drin: Alt-J, Beck, TV On The Radio
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