Vermutlich werden sie mich für diesen Vergleich hassen, aber zur besseren Erklärung bietet er sich einfach an: Stellen wir uns vor, Tomte würden sehr schlechte Laune haben, in ihren Texten über Suizid, Verlust und finale Dolchstöße sinnieren und ihre musikalische Mädchenversteher-Ader eintauschen gegen brachiale Wut, wie man sie beispielsweise von Mclusky kannte. Warum also überhaupt dieser Tomte-Vergleich? Nun, Herkunft identisch, Umgang mit Sprache artverwandt, doch vor allem: musikalische Parallelen. Zumindest in der Auffassung darüber, wie man mit Melancholie umgeht, wie man sie einbindet in ein Band-typisches Klangkostüm. Jenes ist bei Potato Fritz, wie erwähnt, ein gänzlich anderes: Es brüllt und brodelt, scheppert und donnert, dass es eine wahre Freude und häufig ganz schön schwierig ist, noch echte Akkord-Strukturen zu erkennen. Ein überbordender Noise-Hochofen, mal schleppend zäh, mal brutalst nach vorne polternd und nur in den wenigen ruhigen Momenten in nachvollziehbaren Indie-Pop umkippend. Dass es sich bei “Baumwolllitze” um ein in gerade mal zwei Tagen eingespieltes Studioalbum handelt, hilft da auch nicht viel: Noch kaputter und kantiger kann diese Band auch live kaum sein. Nichts für schwache Nerven also; für Menschen, die sich gerne “Underground” auf die Fahnen schreiben, aber umso erbaulicher. Für Stunden, in denen man sich ganz allein mit seiner hausgemachten Wut auseinandersetzen möchte.