Denn die Bands schaffen es zwar, Sound und Gefühl einer vergangenen Ära nahezu perfekt zu imitieren, so dass sie ihre Zuhörer zunächst überrumpeln und begeistern können, doch die Halbwertszeit ihrer Platten ist häufig sehr kurz. Das liegt daran, dass den meisten das fehlt, was man einem Klon ebenfalls absprechen würde: die Seele. Um es weniger pathetisch zu formulieren: Ihnen fehlen einfach gutes Songwriting und die eigenen Ideen. Power Trip, eine Band aus Dallas/Texas, haben mit ihrem Mitt- bis Spät-80er Sound und entsprechender Optik viele Metalfans für sich eingenommen, die mit leuchtenden Augen von einer Subkultur aus Gruppen wie Leeway, Nuclear Aussault, Cro-Mags oder D.R.I. schwärmen. Entweder, weil sie die Zeit selbst miterlebt haben – oder weil es gerade auch cool ist, weil das Thema Metal in Mainstream-Medien und Sendungen wie “Tagesthemen” oder auf Spiegel Online gefeiert wird. “Manifest Decimation” ist tatsächlich nahezu perfekt, wenn man als Kriterien lediglich das Rezept eines frühen Crossover-Albums (also die Mischung aus Thrash Metal und Hardcore) zu Grunde legt, denn technisch ziehen Power Trip alle möglichen Register. Trotzdem ist das Album insgesamt nur mittelmäßig und beginnt nach einigen Songs zu langweilen, weil es eben nichts bereit hält, das es einzigartig machen würde. Keine der zitierten Bands war vollkommen, alle hatten ihre eigene Note, ungewöhnliche Songideen und vor allem auch ihre Makel. Und gerade letztere formen ja den Charakter.
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