Der Albumtitel lässt es bereits erahnen: Es geht zurück in die Gefühlswelt der Spätpubertät. “Late Teens” ist ein Album übers (Er-)Wachsen, über Veränderung und die stetige Ungewissheit, was als Nächstes kommt. In ihrem Heimatland haben die Australier das Album bereits vor fast einem Jahr veröffentlicht, über Hassle kommt es erst jetzt nach Europa, immerhin betreffen uns diese Gefühle alle – auch wenn es in einigen Songs explizit um Australien geht. “Golden State” etwa behandelt die metaphorische Flucht in den gigantischen, kaum besiedelten Bundesstaat Western Australia, “Suburbia” die Gentrifizierung von Brunswick, einem hippen Künstlerstadtteil von Melbourne, wo das Quartett zum Teil herkommt und heute probt. Wenn Foster das ins Mikro schreit, versteht man das auch auf der anderen Seite der Welt. Ihre Stimme ist eine Naturgewalt, die auf Platte deshalb so überwältigt, weil Press Club die Songs live und in Eigenregie aufgenommen und sich dafür entschieden haben, auch die Segmente drin zu lassen, in denen der Gesang vor lauter Kraft sogar übersteuert. In der Single “Headwreck” beschwören ihre drei Bandmitglieder allein mit den ersten drei Akkorden eine erhabene Aufbruchsstimmung. Foster füllt jede vorhandene Lücke in diesem aufbrausenden Soundgeflecht mit so ansteckenden Melodien aus, dass man ihr alles nachsingen möchte, wenn man nur mithalten könnte. “Let It Fall” ist einer dieser Songs, eine vor Selbstbewusstsein strotzende Punkrock-Hymne über Durchsetzungsfähigkeit, “My Body Is Changing” die offensichtliche Pubertäts- Analogie über den persönlichen Reifeprozess, vertont mit wildem Indiepunk. Foster kann im nächsten Moment brüchig und sanft klingen wie im letzten Song “Stay Low” oder dem verletzlichen “Ignorance”, doch diese ruhigen Momente sind die Ausnahme auf “Late Teens”, einem Album, dessen Hormone verrücktspielen und das in einem selbst noch einmal das gleiche auslöst. Diese ungezügelte Leidenschaft ist hoffentlich nicht verpufft, bis es diese Band nach Europa führt, denn wer sich im Netz Live-Sessions und Radio-Auftritte von Press Club anschaut, stellt fest, dass sie außerhalb des Studios exakt genauso klingen und dabei doppelt so viel Energie rüberbringen. Wenn die Luft im Club hinterher so dick ist wie in einem Bus voll lebensfroher Jugendlicher, dann haben sie alles richtig gemacht.
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