Pristine
Hands Up! Hands Up!
Text: Daniel Gerhardt
Dinge, auf die man sich in diesen schweren Zeiten noch verlassen kann: Bands, in denen alle Mitglieder den gleichen gefälschten Nachnamen haben, spielen Punkrock mit blutiger Nase. Und Platten, die in Guido Lucas’ Troisdorfer Blubox aufgenommen werden, klingen so abgeschliffen und knochentrocken, dass sich selbst Steve Albini kurz die Brille zurechtrücken muss. Mehr ist da nicht mehr, aber mehr braucht man auch nicht, um das Pristine-Debüt “Hands Up! Hands Up!” zu begreifen. Das sind halt vier Frauen aus “Dortmund-fucking-Nordstadt”, bei denen sich seit 1999 eine Menge Wut aufgestaut hat und die das jetzt alles auf einmal am einfachen Musikfan, dieser armen Sau, auslassen. Weil sie sehr tight sind und irgendwo unter all dem Krach und Gebell erstaunlich viele abgebrüht zu Ende komponierte Songs stecken, erinnern Pristine in ihren präzisesten, konsequentesten Momenten an die großartigen, viel zu früh aufgelösten Ikara Colt. Ein paar Mal kommen sie aber doch nicht über ein allzu stumpfes, schematisches Update dessen hinaus, was schon bei Spitting Off Tall Buildings vor zwei Jahren schiefgegangen war. Die Sorglosigkeit, mit der sich Sängerin Jihni Pristine die Stimme bleibend beschädigt, muss man natürlich trotzdem lieben. Und letztlich ist so ein bisschen Körperverletzung ja auch schon genug, um Dortmund-fucking-Downtown zu beeindrucken.
weitere Platten
Four Leaf Clover - EP
VÖ: 23.05.2005
Teenage Noise (Demo)
VÖ: 26.03.2001