Das einfache Ziel aller Antipathie hat seinen Hut genommen, George W. Bush ist raus. Dafür ist Barack Hussein Obama II im Amt, und eigentlich kann der Mann ja alles – es würde einen infolge der medialen Salbungen nicht wundern, könnte er in der Antarktis die Hände einfach so ins Wasser tauchen und neues Packeis würde entstehen. Klimakatastrophe, Finanzkrise, Afghanistan, Palästina – das macht der schon. Rock Against Bush kann einpacken, von den Conservative Punks hat man auch lange nichts mehr gehört. Wenn behauptet wurde, dass der Punk dank Bush wieder politisch wurde, was macht er dann jetzt? Urlaub oder gleich Rente? Ist vielleicht gar alles gut? Mitnichten, wenn man Supporting Caste glauben darf. Propagandhi hören dort zu, wo sich ein großes System mit all seinen gravierenden Richtungsfragen nicht mehr einzumischen weiß: im Persönlichen. In der Befindlichkeit des Einzelnen, desjenigen, der zerklüftet und ohne Bezugsrahmen in einer kontingenten Welt allein gelassen wurde. In einem Szenario, das an allen Ecken von Furcht eingezäumt wird. Dort spielen sich im Kleinen, im Verborgenen aber genau die Dramen ab, die zum Teil auf das große Ganze rückschließen lassen. Youre not really mad at Iran or Afghanistan. Youre mad at the fact your wife cant stand you anymore, heißt es da in This Is Your Life, in dem Form und Funktion zur Synthese verschmolzen sind – ein 60-sekündiger Old-School-Hardcore-Wachrüttler. Der Kampf gegen die Lethargie bedient sich vieler Waffen. Die Axt dort, wie auch in Incalculable Effects aufgezeigt, wo es sein muss – das Florett an den Stellen, wo es dem Zuhörer freigestellt ist, die Texte als Projektionsfläche zu benutzen. Sich etwas ins Bewusstsein zu rufen, das ist wohl der erste notwendige Schritt der Gesellschaftstherapie. Aber so lange man sich textlich mit Supporting Caste beschäftigen kann – eine andere Sache fällt sofort auf: Propagandhi klingen so ausgereift wie noch nie. Druckvoll, auf den Punkt produziert – Chris Hannahs Stimme ist weiter in den Vordergrund gerückt. Es steckt viel Sturm und Drang von How To Clean Everything in diesem Album, gepaart mit der Souveränität von 23 Jahren Bandgeschichte. Besser waren Propagandhi nie. Und hinten raus noch mal den Satanischen raushängen lassen, Come To The Sabbath von Black Widow zu covern – groß.
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