Verglichen mit anderen Elektro-Pop-Bands mit Frauengesang wie The Knife oder ihrer 4AD-Labelkollegin Grimes gehen Corin Roddick und Megan James einen subtileren Weg: “Shrines” ist nichts für die großen Tanzflächen. Vielmehr liefern die beiden Kanadier mit ihrem Debütalbum den Soundtrack zum Hinüberdümpeln in eine schön verstörende Parallelwelt. Monster lauern darin unterm Bett, und in trüben Gewässern schlängeln sich fiese Wesen, wie im Video zu “Belispeak”. Die erste Single “Ungirthed”, die bereits im Februar 2011 für Aufsehen im Netz sorgte, bietet einen poppigen Einstieg in den Surrealismus der Band, der dann in den jegliche Songstrukturen auflösenden fragmentarischen RnB-Beats von “Cartographist” gipfelt. Roddick hält mit seinem selbstgebauten Nerd-Instrument (Synthie, Schlagzeug und Lichtmaschine in einem) die musikalischen Fäden in der Hand: James ohnehin schon hohen Gesang, der in seiner Kindlichkeit oft an Björk erinnert, verzerrt er gerne aufs Unnatürlichste, um ihm dann mit männlich-unmenschlichen Vocalsamples einen Kontrast zu setzen. Und wer sich schon gefragt hat, was es mit dem Bandnamen auf sich hat: Sex-Gegner sind Purity Ring mit Sicherheit nicht, denn ihre Texte bieten mit erotisch-verschwurbelten Anspielungen wie in “Fineshrine” auch mal Stoff für feuchte Träume: “Get a little closer FO/ Glide up in my sternum and hold/ My little ribs around you/ Those arms may be under, under you”.
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Womb
VÖ: 03.04.2020