Darin wird für viele sicher auch der Knackpunkt dieser Platte liegen – sie will zu viel. Quakers ist der Sieg der Verschwendung über die Übersichtlichkeit, ein auch auf lange Sicht tendenziell chaotisches Sammelsurium aus Samples, Songs, Brüchen und Verbindungsstücken. Das ändert allerdings nichts daran, dass Barrow und seine Rapper einige der besten Momente auf dem Album untergebracht haben, die man als HipHop-Hörer mit Rock-Sozialisation in diesem Jahr hören wird. Idealbeispiel dafür ist der Track “Fitta Happier”, in dem sich Barrow zusammen mit den MCs Guilty Simpson und M.E.D. über “The National Anthem” und “Optimistic” von Radiohead hermacht: Quakers fahren den giftigen Bass aus ersterem in extra-fucked-up auf, rappen darüber und lassen ihn von den orchestralen Filmmusik-Fanfaren aus letzterem ablösen. Ganz so reizüberflutend wie Mike Pattons Score-Experiment “The Directors Cut” mit Fantômas fällt das Quakers-Debüt nicht aus, doch eine gewisse Soundtrackhaftigkeit durchzieht die Platte schon. Barrow scheint das bewusst gewesen zu sein, als es daran ging, den unüberschaubaren Haufen Tracks in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen. Am Ende ließ er sich von den Stimmungen der Stücke leiten: Erst kommen die hyperaktiven, in der Mitte die ambienteren, zum Schluss noch mal die Breitseite aus dicken Beats und Punchlines. Wo auch immer man sich hinterher am besten aufgehoben fühlt – da muss man erst mal durch. Wir können allerdings bestätigen: lohnt sich.
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VÖ: 13.11.2020