Schon die ersten Töne des Openers “Airportman” tasten sich auf ganz seichten Beatsohlen ins Ohr, erst beim vierten Stück “Hope” gehen R.E.M. offensiv ins Gefecht, und für meinen Geschmack klingt das wie alte Stereolab-Monotonie mit Michael Stipes Gesang. Gewöhnungsbedürftig, aber interessant und keineswegs unangenehm oder ermüdend. Beim Folgestück “At My Most Beautiful” wird die Richtung wieder komplett geändert, mit Tusch, Piano, Glockenspiel und Geigen wird es weihnachtlich. Das ganze Album lebt durch diese stilistischen Gegensätze. Das Tempo hat sich mit den Jahren zwar im unteren bis mittleren Bereich eingependelt, aber das mag man dem Trio Buck, Mills und Stipe nicht übelnehmen. Mit ihrem Millionen-Dollar-Deal in der Tasche dürfen sie machen, was sie wollen. Derzeit widmen sie sich dem leicht experimentellen, sehr eingängigen LoFi-Pop. Vielleicht produzieren sie in zwei Jahren wieder eine feiste Gitarrenrock-Platte oder entdecken Gabba-Techno für sich. Klingt im R.E.M-Kontext vielleicht etwas gewagt, aber diese Band ist tatsächlich unberechenbar.
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