Der fünfeinhalbminütige, proggige Opener “Stereo Lords” beantwortet eine Frage ziemlich schnell: Gitarre und Schlagzeug sowie wenig Gesang und Keyboards – kann das funktionieren? Es kann. Die kantigen Riffs packen gleich zu und treiben einen, untermalt vom nimmermüden Schlagzeug, hin und her. Das Break nach etwa zwei Minuten kommt nicht zu spät, es dreht den Song mit einer an Wolfmothers “Joker And The Thief” erinnernden Gitarre neu auf und die folgenden Stereo-Spielereien erklären auch den Titel des Tracks. Der Bass fehlt bis hierhin nicht, spätestens nach dem folgenden, sludgigen “Wasted Minds” mit seinen verschleppten, fast thrashigen Riffs und den hallenden Keyboard-Flächen wird Science Fiction aber zu einem Dauerlauf, der besser ein Staffellauf wäre. “Swarming Lights Surround You” zeigt erst nach einer knappen halben Stunde, wie es in weniger als vier Minuten auch anders geht: schrittweiser, atmosphärischer Aufbau, fast sanfte Gitarren, die erst nach einer Minute lauter werden und sich zu nur leicht sludgigem, dafür umso psychedelischerem Gesang nicht in den Vordergrund drängeln. Auch das folgende “Withered Hands” mit seinem langen Intro und das finale, neunminütige “Suffer Under God” gehen eher in eine psychedelisch-proggige Richtung, wie man sie von Amplifier kennt – auch wenn “Suffer Under God” dafür zwischendurch zu sehr nach Weltende klingt. Für Gitarrist Stephen Sheppert und Schlagzeuger Greg Travasos wird das zweite Album nach dem unbetitelten Debüt 2017 sicher nicht das Ende sein, an etwas mehr Abwechslung sollten sie in Zukunft aber feilen.
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Pressure
VÖ: 14.07.2023