Für ihr zweites Album überließen die belgischen Newcomer ihren widerspenstigen Sound mit Steve Albini einem echten Noise-Fachmann. Der versucht erst gar nicht, der für ihre impulsiven Live-Auftritte berüchtigten Band (VISIONS 264 Seite 116) ihren Underground-Touch zu nehmen. Im Gegenteil: “Rktkn #2” ist die professionellste Form eines rohen, misanthropischen Biests aus metallischen Sludge-Riffs, manischen Synthie-Bässen und einem fiesen Psychotrip geworden. In der Tradition von Landsleuten wie Millionaire, The Black Heart Rebellion oder Amenra treten Raketkanon musikalisch nie aus dem Schatten ins Licht. Ihre Songs reizen trotz dieses gleichbleibend düsteren Sogs aber immer wieder die ganze bedrohliche Bandbreite zwischen introvertiertem Flüstern und manischem Brüllen aus – wie etwa in “Mathilde”, das drei Minuten leise brodelnden Anlauf nimmt, dann zwei Minuten aus der Tiefe des Raumes brüllt, und danach wieder psychedelisch und nachtschwarz dahindämmert. Selten schlagen Raketkanon so heftig los wie in “Ibrahim”, das nach einer Runde Melvins-Midtempo-Pogo und schrillen Breakdowns am Ende kreischend in sich zusammenbricht; öfter ist es ihre Drohkulisse, die die Songs unruhig und gefährlich wirken lässt – wenn das nicht schon durch aberwitzige Einfälle wie die karnevalesken Synthies und gepitchten Vocals in “Harald” oder die Herzschlag-Bass-Pause in “Suzanne” passiert. All das offenbart eine sehr eigene Band mit enormem Potenzial – das Raketkanon auf “Rktkn #2” in Sachen Songwriting nicht einmal voll ausschöpfen.
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RKTKN #3
VÖ: 05.04.2019