Seit 20 Jahren verändern die Berliner ihren Sound nur in Nuancen. Darum erinnert der klagende Gitarrenpart im Titelstück von “Zeit” ans Streichermotiv von “Ohne dich”, darum durchweht “Meine Tränen” die Resignation von “Mutter”. Wirklich gut geschriebene und arrangierte Songs wie damals “Adios” oder “Amour” sind schon lange Mangelware – und auf “Zeit” gar nicht erst vorhanden. Den Provokationen geht sowieso niemand mehr auf den Leim. Dass textlich hier Goethe und da Hans Fallada herhalten müssen, resultiert beim Zuhörenden maximal in abgestumpften Seufzern. Natürlich hat auch das achte Rammstein-Album seine Momente. Wenn Till Lindemanns Stimme in “Lügen” von Autotune angegriffen wird, passt das zum Thema schleichender Wahnsinn durch Selbstbetrug. Wenn “Dicke Titten” mit Volksmusik-Einsprengseln die Kontaktanzeige einer verkrachten Existenz vertont, die neben Fritz Honka am Tresen des “Goldenen Handschuh” sitzen könnte, ist das tragikomisch. Nur stehen demgegenüber entweder Bauchlandungen wie “OK”, in dem ein Frauenchor “O-hone Kondo-hom” trällert, oder noch mehr offensichtliche Selbstzitate wie “Angst” und “Schwarz”. Immerhin: Sollten die Zeichen wie im Titelsong und im Closer “Adieu” angedeutet tatsächlich auf Schlussakkord stehen (wer’s glaubt), haben sich Rammstein nicht mit ihrem schlechtesten Album verabschiedet. Diese Auszeichnung geht an den nach der Band benannten Vorgänger.
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