Wir befürchten: ja. Aber glaubt er im Ernst, dass ihm das jemand abnimmt? Wir vermuten: auch ja. Warum sonst sollte der Tiger-Lou-Vorsteher so einen lauwarmen Abklatsch einer Singer/Songwriter-Platte aufnehmen? Also, wenn es ihm sein Therapeut nicht ausdrücklich geraten hat. Und warum sollte das Album mit seiner in Vers gepressten Lebensgeschichte beginnen? I was born on 6 a.m./ On my mothers birthday/ My family bought a big house/ By the coast/ I guess I was luckier than most/ Got a brother and a sister/ Both a few years older/ Dad rolled for a paper/ Mom stayed home with me/ I guess we all felt pretty free. Doch doch, das singt der so. Und dass jetzt niemand kommt und meint, das wäre doch total mutig. Dann wären auch Revolverheld-Songs mutig, weil sie Dinge ansprechen, die so langweilig sind, dass man sich schämen möchte, sie erlebt zu haben.
Die Musik zum Ganzen ist typisch erstes Soloalbum, typisch Singer/Songwriter mit etwas Rock und viel Gefühl – Akustikgitarren, Streicher, Schummerklavier, Country-Rhythmus, als säße der Kellerman direkt neben dem Hörer auf dem Flokati. Nur würde der ihm dann wahrscheinlich raten, diese Songs, die er erstmals ganz allein beendet hat – und die ihn von einer ganz anderen Seite zeigen –, noch mal zu überdenken. Denn eine gute Melodie, eine unverzerrte Gitarre und ein Seelenstriptease-Text reichen noch nicht, um eine zu Herzen gehende Platte aufzunehmen. Es gehört mehr dazu, Conor Oberst zu sein. Wir freuen uns aufs neue Tiger-Lou-Album dann irgendwann.
Artverwandte
Kristofer Åström – “Loupita”
Nikola Sarcevic – “Lock-Sport-Krock”
Tony Sly – “12 Song Program”