Unter den Elektro-Entertainern sind sie die mit dem Hang zum Kitsch, so wie The Books die Akademiker und Matmos die Humorvollen sind. Carlos-Santana-Gitarren werden bei Ratatat hochgepitcht, bis es selbst dem Meister der Ergriffenheit zu grün würde, Streichern steht die Sterilität ins faltenfreie Gesicht geschrieben, und wenn es sein muss, sampeln Mike Strout und Evan Mast auch mal eine Sitar zum muskulösen Marschmusik-Beat. Gesang gibt es auf ihren Platten weiterhin nicht, weil, wie Ratatat selbst sagen, die Texte dann viel zu schräg wären. Aber Sprachsamples gibt es, mal von einem Kerl, der sich auf Deutsch fragt, wo all die Instrumente hin sind, und mal von einer Frau, die erzählt, wie sie hübscheren Frauen die Hucke voll haut. Man sollte sich allerdings nicht blenden lassen: Die Musik von Ratatat ist nie ganz so abgefahren, wie sie es gerne wäre; meistens ist sie sogar sehr streng durchstrukturiert und vorausgeplant, sorgfältig abgewogen zwischen Aufwand und Ertrag. Nahezu unkenntlich gemachte Vocoder-Stimmen, die lohnen sich zum Beispiel. Ein neuer oder wenigstens neu überdachter Ansatz offenbar noch nicht. Lieber arbeiten Ratatat weiter an einem Netzwerk aus Querverweisen, das weite Teile der Popkultur, aber vor allem ihren eigenen Lebenslauf umspannt. Wer das Cover von LP4 mit dem des unbetitelten Debütalbums vergleicht, alle ihre Videos nacheinander guckt oder auf den Spaß achtet, den die zugezogenen New Yorker am Durchnummerieren haben, bekommt es mit einer Band zu tun, die vor allem mit sich selbst zu tun hat.