Ratboys
The Window
Für frühere Ratboys-Alben fand Steiner Inspiration per Wikipedia-Zufallsfunktion. Überrumpelndes wie “Crying About The Planets” (auf “GN”, 2017) über die Heimreise des einzigen Überlebenden einer Antarktis-Expedition von 1911 entstand mit dieser Methode. Mittlerweile schreiben Steiners Umfeld und ihr Innenleben die besten Geschichten für Ratboys-Songs, klarer denn je zu hören auf “The Window“, dem fünften Album der Chicagoer Band.
Wie Steiner in “It’s Alive” (feine 90s-Vibes) und “Morning Zoo” (lässiges Alt-Country-Lick) herausarbeitet, dass manch unlösbar scheinende Situationen in Wahrheit an ihrer Unentschlossenheit liegt oder ihrer Angst davor, vom Leben abgehängt zu werden, ist in seiner Prägnanz bemerkenswert. Preisverdächtig agiert sie im Titelsong: Während der Pandemie lag ihre Großmutter im Sterben, doch ihr Großvater durfte das Hospiz nicht betreten und musste vom Fenster aus Abschied nehmen. Seine tröstenden, trauernden, letztlich hilflosen Worte bilden Steiners Songtext. Er brennt ein Loch der Wahrhaftigkeit in jeden Zynismus-Panzer.
Und weil auf “The Window” vom Songwriting über die luftige Produktion von Chris Walla (ehemals Death Cab For Cutie) bis zur brillanten Band hinter Steiner auch sonst alles stimmt, landen nach und nach Songs wie die Hook-Attacke “Crossed That Line” und der achtminütige Rootsrock-Trip “Black Earth, WI” im Highlight-Reel – bis die gesamte Platte silbrig funkelt.
Das steckt drin: The Beths, Hop Along, Wednesday
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