Was it the rain/ Or the southbound train/ That woke me up last night?, fragt sich im Stück “Holding Pattern” der etwas benommen klingende Frontmann Martin Courtney, der danach in “Time” mit schlaftrunkener Stimme wenig überzeugend behauptet: All my eyes are opened wide. “Time” erinnert durch perkussives Electro-Geplucker und seufzende Bottleneck-Slides an die zärtlichsten Momente der ebenfalls aus dem US-Bundesstaat New Jersey stammenden Yo La Tengo – und stellt wie viele andere Songs auf In Mind für sich genommen ein verhuschtes Kleinod dar, das mit subtiler Melodieführung melancholische Wärme ausstrahlt. Doch über die gesamte Albumlänge betrachtet, scheitern Real Estate dieses Mal daran, eine aufmerksamkeitsfördernde Dramaturgie zu erzeugen. Selbst überraschende Details wie das Cembalo-hafte Keyboard in “Stained Glass” oder die Rückwärtseffekte im Refrain der Deerhunter-Hommage “Two Arrows” führen keinen entscheidenden Richtungswechsel im konstanten Fluss aus unverzerrten Hallgitarren und schüchternen Gesangslinien herbei. “In Mind” fehlt schlichtweg ein Aufputschmittel – etwa ein beschwingter Stampfer wie der Indiedisko-Geheimtipp “It?s Real” von der zweiten LP “Days” – das die Monotonie der kompromisslosen Zurückhaltung durchbricht. Wegen des mangelnden Hallo-Wach-Moments wirkt das Album wie ein rotweinseliges Beisammensein in der WG-Küche am Samstagabend: Eine Zeit lang ist es angenehm besinnlich und entspannend, irgendwann aber einfach nur ermüdend.
weitere Platten
Daniel
VÖ: 23.02.2024
Half A Human (EP)
VÖ: 26.03.2021
The Main Thing
VÖ: 28.02.2020
Atlas
VÖ: 28.02.2014
Days
VÖ: 14.10.2011