Alan Wilder hat sich ohrenscheinlich endgültig von seiner Depeche Mode-belasteten Musikervergangenheit gelöst. Sein neues/altes Sideproject Recoil hat rein musikalisch soviel mit der altgedienten Synthiepopper-Institution zu tun wie Tricky mit Blümchen. Nach seinem Ausstieg aus dem in den letzten Jahren leicht drogenverseuchten Goldesel widmete er sich ausschließlich seinem bereits seit über zehn Jahren bestehenden, aber immer wieder auf Eis gelegten Nebeninteresse Recoil, dessen neues Werk die tiefsten Abgründe menschlicher Psyche auf musikalisch-elektronischem Wege umzusetzen versucht. Natürlich erinnert es vereinzelt an düsteren TripHop, es liebäugelt mit dramatischen Klassik-Sequenzen, oder es weist verhaltene, Orb-mäßige Ambient-Affinitäten auf, aber all das reicht nicht aus, um die Dunkelheit und Bedrohlichkeit seiner Musik treffend in Worte zu kleiden. Das gesamte Klangbild von Unsound Methods” hat etwas zweifelsohne Ergreifendes. Die vier gänzlich unterschiedlich gelagerten Vokalisten Siobhan Lynch, Maggie Estep, Douglas McCarthy (Ex-Nitzer Ebb) und Hildia Cambell sorgen dafür, daß diese akustische Alptraum-Attacke nicht zum elektronischen Soundspielerei-Fiasko verkommt, sondern durchgehend packende Momente bereithält.