Das zwölfte Red-Hot-Chili-Peppers-Album ist sanft, smart, nicht auf Hits aus und alles andere als erlebnisarm. Seltsame Wahl: Zwei der drei Vorab-Singles von “Unlimited Love” klangen eher wie B-Seiten als wie die Vorboten eines Frusciante-Comebacks. Der luftige Funk von “Poster Child” ist zwei Strophen zu lang und die Ballade “Not The One” zwei Stufen zu schmalzig, um sie durch ihre flachen Spannungskurven zu tragen. Die gute Nachricht ist: Die übrigen 15 Songs auf “Unlimited Love” machen es alle besser. Dabei verkörpern gerade “Poster Child” und “Not The One” die zwei großen Konstanten der Platte. Zum einen erlauben sich die Red Hot Chili Peppers immer wieder Rückgriffe auf ihre Funk-Vergangenheit, was besonders gut in “Aquatic Mouth Dance” gelingt, dessen furioses Jazz-Finale sogar eine völlig neue Facette der Band offenbart. Zum anderen setzt sich ihr Hang zum Westcoast-Rock fort, der wunderbare Mellow-Momente wie “It’s Only Natural” oder den Folk-meets-Psych-Rocker “Veronica” möglich macht. Grandios wird es, wo Frusciante noch freiere Hand hat: in den Gitarrenkaskaden von “Whatchu Thinkin’”, dem von Joy Divsion inspirierten “Here Ever After” oder in “The Heavy Wing”, dessen Grunge-Refrain er allein singt. Kurze Atempause für Anthony Kiedis, der hier ansonsten seine vielseitigste Gesangsleistung der Bandgeschichte abliefert.
10/12 Dennis Plauk
Wer mit den Red Hot Chili Peppers seit mehr als 15 Jahren fremdelt, den holt auch John Frusciante nicht zurück. Niemand kann verlangen, dass die Red Hot Chili Peppers, deren Mitglieder der 60 näher als der 50 sind, noch einmal so wild wie in ihrer ersten Karrierephase klingen, bevor Gitarrist Frusciante sie erstmals verließ. Aber ein wenig mehr Feuer hätten sie sich schon bewahren dürfen. Was aber vor allem ein Problem ihres Sängers ist. Anthony Kiedis mag auf “Unlimited Love” die vielseitigste Gesangsleistung seiner Karriere abliefern. Solange sich aber jede gesungene Zeile anhört, als wäre er sie hundertmal mit seinem Vocal-Coach durchgegangen, bleibt jede Emotion auf der Strecke. Bestes Beispiel dafür ist die seifige Ballade “Not The One”. Natürlich geht das Rezept der Band auf diesem Album hier und da auf, die Trefferquote ist bei 17 Songs allerdings gering. “Poster Child” klingt wie ein zunächst zaghaftes Anknüpfen an den Funk von “Blood Sugar Sex Magik”, ehe Kiedis mit seinem Gesangsstunden-Refrain alles wieder glattbügelt. Viel lieber würde man öfter das fantastische Zusammenspiel von Flea, Chad Smith und Frusciante hören wie in “Aquatic Mouth Dance” oder am Ende von “One Way Traffic”. Stattdessen gibt es zu viele Veronicas auf diesem Album, mit tiefschürfenden Zeilen wie “My name is I love you”.
5/12 Florian Schneider
weitere Platten
Return Of The Dream Canteen
VÖ: 14.10.2022
The Getaway
VÖ: 17.06.2016
I'm With You
VÖ: 26.08.2011
Stadium Arcadium
VÖ: 05.05.2006
By The Way
VÖ: 08.07.2002
Californication
VÖ: 08.06.1999
One Hot Minute
VÖ: 12.09.1995
Blood Sugar Sex Magik
VÖ: 20.09.1991
Mother's Milk
VÖ: 23.08.1989
The Uplift Mofo Party Plan
VÖ: 29.09.1987
Freaky Styley
VÖ: 16.08.1985
The Red Hot Chili Peppers
VÖ: 10.08.1984