Optimistischer wird es deshalb nicht zwangsläufig, wie manche Zeile aus dem treffend betitelten “Post Optimism” nahelegt: In the end love is a lie und You are so easily convinced, findet Sänger Johannes H. Kissov Linnet. Ihm geht es um die ganz großen Zusammenhänge. Die meisten Leute glauben, was sie sehen. Dass sich das Auge täuschen kann, wird vernachlässigt. Red Lama beschäftigen sich auf “Motions” mit der Realität, die für das menschliche Auge verborgen bleibt, die aber nicht weniger wirklich ist, nur weil man in der Praxis nicht mit einem Hammer draufhauen kann. Die unsichtbaren Bewegungen und Wechselwirkungen aller Dinge schlagen sich auf “Motions” wiederum in hörbaren Wechselbeziehungen verschiedenartiger Prog-Genres nieder. Die siebenköpfige Band aus Dänemark hat für ihr zweites Album das Klangspektrum des Debüts “Dreams Are Free” dem Thema entsprechend ausgeweitet. In “Awakening” zementiert ein TripHop-artiger Basslauf sieben Minuten lang den psychedelischen Spießrutenlauf für orientalische Gitarren, und Linnets Mantra Do you wanna awake from this? zu Tribal-Beats hat konstant Gewicht und Masse. “Come What May” klingt nach Post-Punk, als wäre die ätherische Seite von The Cure in eine lodernde Prog-Lava erodiert. Und “Elements I” ist TripHop, wie er im Buche steht. Wie auch immer die Dinge zusammenhängen, und was davon als Realität übrigbleibt, bei “Motions” ist die Teilchenschwingung ein gutes Stück vielseitiger als in hochtechnologischen Forschungszentren.
weitere Platten
Memory Terrain
VÖ: 04.11.2022
Dreams Are Free
VÖ: 15.04.2016